Wenn Eltern sich trennen, steht oft ein Thema im Vordergrund: das Sorgerecht. Wer trifft künftig die wichtigsten Entscheidungen für das Kind? Wer bestimmt über Schule, Wohnort oder medizinische Fragen? Was passiert, wenn sich beide nicht einigen können? Doch viel entscheidender ist eine andere Frage: Wie können Eltern das Wohl ihres Kindes schützen und sicherstellen, dass es in dieser herausfordernden Zeit nicht zwischen die Fronten der elterlichen Auseinandersetzungen gerät? In diesem Blog erfahren Sie, was das Sorgerecht beinhaltet, welche Auswirkungen es hat und unter welchen Bedingungen es entzogen werden kann.

Was ist Sorgerecht?
Das Sorgerecht beschreibt das rechtliche Verhältnis zwischen Eltern und Kind und legt fest, wer die Verantwortung für das Wohl des Kindes trägt. Es umfasst zwei zentrale Bereiche: die Personensorge und die Vermögenssorge.
Personensorge
Sie betrifft alle Entscheidungen, die das tägliche Leben und die Entwicklung des Kindes beeinflussen. Dazu gehören wesentliche Fragen wie die Wahl der Schule, ärztliche Behandlungen, religiöse Erziehung und der Wohnort des Kindes. Die Personensorge beinhaltet zudem die Aufsichtspflicht und das Recht, die alltäglichen Angelegenheiten des Kindes zu regeln, wie Freizeitaktivitäten oder Kontakte zu anderen Personen.
Vermögenssorge
Dieser Aspekt bezieht sich auf die Verwaltung des Vermögens des Kindes. Eltern sind dafür verantwortlich, das Vermögen ihres Kindes zu schützen und es im Interesse des Kindes zu verwalten. Dies kann beispielsweise Erbschaften, Sparguthaben oder finanzielle Ansprüche betreffen.
Wer hat das Sorgerecht?
In den meisten Fällen ist die Ausgangslage nach Artikel 296 ZGB so, dass beide Elternteile das gemeinsame Sorgerecht haben, wenn sie verheiratet sind. Dies bedeutet, dass beide gemeinsam über alle wichtigen Angelegenheiten im Leben des Kindes entscheiden.
Bei unverheirateten Eltern erhält die Mutter automatisch das alleinige Sorgerecht. Der Vater kann das gemeinsame Sorgerecht direkt im Rahmen der Anerkennung der Vaterschaft erhalten. Dies geschieht entweder beim Zivilstandsamt, der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) oder beim Sozialdienst. Hierbei muss die Mutter mit dem gemeinsamen Sorgerecht einverstanden sein. Falls die Mutter nicht einverstanden ist oder es keine Einigung gibt, kann der Vater einen Antrag auf gemeinsames Sorgerecht beim Familiengericht einreichen.
Voraussetzungen für den Entzug des Sorgerechts
Die gemeinsame elterliche Sorge kann einem Elternteil entzogen werden, sofern das Wohl des Kindes gefährdet ist und somit die Voraussetzungen nach dem Zivilgesetzbuch (ZGB) erfüllt sind:
Gefährdung des Kindeswohls (Art. 311 ZGB)
Das Sorgerecht kann entzogen werden, wenn das Verhalten eines Elternteils das Kindeswohl gefährdet, z.B. durch Misshandlung, Vernachlässigung oder Missbrauch der elterlichen Sorge. Das Gericht prüft, ob das Kind in seiner körperlichen oder seelischen Entwicklung beeinträchtigt wird.
Schwere Konflikte und fehlende Kooperation (Art. 307 ZGB)
Wenn die Eltern in schwerwiegenden und dauerhaften Konflikten stehen und nicht mehr in der Lage sind, gemeinsam im Sinne des Kindes zu handeln, kann das Gericht das Sorgerecht einem Elternteil entziehen. Dies gilt insbesondere, wenn die Kommunikation zwischen den Eltern unmöglich wird.
Vernachlässigung elterlicher Pflichten (Art. 311 ZGB)
Zeigt ein Elternteil kein Interesse an der Erziehung oder vernachlässigt seine Pflichten, z.B. durch Abwesenheit oder das Ignorieren von wichtigen Belangen des Kindes, kann dies ebenfalls zum Entzug des Sorgerechts führen.
Häusliche Gewalt (Art. 311 ZGB)
Kommt es zu häuslicher Gewalt oder Misshandlungen gegenüber dem Kind oder dem anderen Elternteil, kann das Gericht das Sorgerecht entziehen, um das Kind vor weiteren Gefährdungen zu schützen.
Das Gericht entscheidet auf Antrag eines Elternteils oder auf Empfehlung der KESB über den Entzug des Sorgerechts. Die Entscheidung basiert stets auf dem Wohl des Kindes.
Fazit
Das Sorgerecht ist ein sensibles Thema, bei dem es nicht nur um rechtliche Regelungen, sondern vor allem um das Wohl Ihres Kinds geht. Es ist wichtig, dass auch Eltern in schwierigen Zeiten die Bedürfnisse ihrer Kinder in den Vordergrund stellen und Konflikte so gut wie möglich entschärfen. Denn nur so kann Ihr Kind in einem stabilen und liebevollen Umgang aufwachsen.
Wenn Sie unsicher sind, wie Sie das Themen in Bezug auf das Sorgerecht am besten im Sinne Ihres Kindes regeln, oder wenn Sie Fragen zu Ihren Rechten und Pflichten haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung bei einem Beratungstermin.